Gegangen bin ich immer schon viel und natürlich prägen die Berge, auch das Gehen. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Nufels im äußeren Kaunertal, musste man alle Weg zu Fuß machen: Zu Fuß in die Schule nach Kaltenbrunn (eine halbe Stunde durch den Wald, viermal pro Tag, am Mittwoch und Samstag zweimal, da war nur vormittags Schule), zu Fuß in die Kirche, zu Fuß mit den Kühen auf die Weide, zu Fuß auf die Felder zum Heuen, zu Fuß auf die hoch gelegenen Bergwiesen (heute werden sie nicht mehr bewirtschaftet), zu Fuß als Milchwäger zu allen Bauernhöfen der Pfarrgemeinde, im Winter durch stockdunkle Nacht mit den Milchproben in der kleinen Kiste zurück nach Hause.

Trotzdem, die Zeit zu Hause war unbeschwert und schön, es wurde nicht geschlagen – ganz anders in der Volksschule und vor allem auf dem Schulweg, hier war Gewalt allgegenwärtig. Die Älteren verprügelten aus Spaß oder weil sie zuhause geprügelt wurden die Jüngeren, der Pfarrer riss die Kinder an den Haaren, die Lehrerin, eine alte Klosterschwester, sah, hörte und tat nichts, nach meinem ersten Volksschuljahr ging sie in Pension. Ihr folgte eine junge, sensible Lehrerin, die nach einem halben Jahr „überschnappte“, wie es im Dorf hieß. Die Kaltenbrunner Schüler mussten nun nach Feichten in die Dorfschule, der Lehrer dort war berüchtigt für seine ungerechten, saftigen Ohrfeigen. Hier wuchs ein paar Jahre früher der jetzige Bundespräsident Van der Bellen auf.

Nach der 4. Klasse weigerte ich mich weiter in die damals achtklassige Volksschule zu gehen und erzwang Ende Oktober schließlich doch noch den Wechsel in die Hauptschule nach Prutz.

Das war zwar aufwendig und teuer (Fahrkosten, Mittagessen in der Schule, auch hier viermal pro Woche auch am Nachmittag Unterricht, Mittwoch und Samstag nur am Vormittag), aber es war viel besser. Nach der Hauptschule Gymnasium in Landeck und dann Studium in Innsbruck, Deutsch und Geografie. Ins Gymnasium Landeck kehrte ich dann als Lehrer zurück und blieb dort bis zu meiner Pensionierung.

Seit 1975 ist meine Frau Brigitte an meiner Seite, meistens ein bisschen voraus. Die Kinder sind erwachsen (Markus Unfallchirurg, Micha Künstlerin), sie leben beide mit ihren Familien in Wien. Zwischen recherchieren, reisen, schreiben und wohnen im Waldviertel und Wien vergeht die Zeit wie im Flug.

Am elterlichen Hof im Kaunertal lebt mein Bruder Toni, der bunte Vogel aus Nufels.

Anmerkung: Zu Kommentaren zu meinem Bruder bin ich nicht befugt, die müssen nämlich zuerst von seiner Stantipee (Xanthippe) autorisiert werden, ich bitte um Verständnis.

 

Meine Überzeugung:

Ich bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. (J. Seume)